An der Orgel saß Hördur Askelsson, seit 1982 Organist der größten Kirche Islands, der Hallgrimskirkja in Reykjavik. Ein paar imposante Eindrücke der Kirche.
In der Kirche klingt übrigens seit 1992 eine große Orgel aus Deutschland (Klais IV/72).
Jetzt aber mal zum Programm des Konzertes im wie immer sehr gut gefüllten Kölner Dom:
Eröffnet wurde das Konzert durch den ersten Satz aus der "Sinfonia Arctandriae" des Norwegers Kjell Mörk Karlsen, der dem Organisten des Abends gewidmet ist und für die Einweihung eben jener Orgel in Reykjavik komponiert wurde und isländische Motive aufgreift. Als vorletztes Stück des Konzertes gab es übrigens den vierten Satz, eine Passacaglia über ein mittelalterliches Marienlied. Insgesamt eine beeindruckende Komposition, die allerdings auch seine Längen hat, wie ich finde.
Als "Unterbrechung" des nordischen Programms stand an zweiter sowie an vierter Stelle jeweils ein "Bach". Zunächst die Choralbearbeitung über "Erbarm Dich mein, o Herre Gott" (BWV 721), später dann die Fantasie G-Dur (BWV 572). Besonders bei der Fantasie hat Askelsson viele der Hörer im Dom gewonnen.
Ein ganz besonderes Highlight war für mich das "Mariengebet" des isländischen Komponisten Pall Isolfsson, eigentlich ein Stück für Orgel und Frauenchor. Sehr einfühlsam hat Askelsson das registriert. Fast wie eine Meditation mit einem Tag Verspätung. Das war schön.
Die zweite isländische Komposition ist mir ebenfalls noch gut im Ohr geblieben. Die Toccata von Jon Nordal gab es als vollstimmigen "Rausschmeißer", die gleichsam sehr freie Passagen aufweist als auch streng polyphon geführte Teile hatte. Ebenso spektakulär der dynamische Wechsel zwischen Plenum und leichten Flötenklängen.
Absolutes Highlight war aber wohl die längste Komposition des Abends von einem ganz jungen isländischen Komponisten. Gunnar Andreas Kristinsson hat das Stück mit dem Titel "Glocken I-III" erst in diesem Jahr komponiert und eine direkte Beziehung zum Kölner Dom geschaffen. Die drei Teile widmen sich den Geläuten dreier Kirchen, in denen Hördur Askelsson in diesem August konzertiert. Der erste Satz nimmt die Glocken seiner Heimatkirche, der Hallgrimskirkja auf, der zweite widmete sich dem Geläut der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, dem "Michel" und schließlich als großes Finale (in Aufbau, Dynamik und Klangfarben sehr überzeugend) über die Glocken des Kölner Domes. Inspiration dafür war der "dicke Pitter", den man mit etwas Fantasie durchaus hören konnte. Und so schaffte es ein Isländer die Petersglocke zum Klingen zu bringen, die ja ansonsten seit über einem halben Jahr stumm ist.
Rundum gelungener Abend mit vieler, mir bis dato gänzlich unbekannter Musik.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen