Ich hatte es schon angekündigt. Am Dienstag fand das letzte Konzert in der Reihe der Orgelfeierstunden im Kölner Dom 2012 statt. Voller Vorfreude hatte ich mich auf den Weg gemacht und komme ähnlich enttäuscht zurück, wie auch Stanislaus über das Konzert schon berichtet hat. Schade!
Sechs Uraufführungen von insgesamt 17 für die Hochdruck-Chamaden, die 2006 im Westen der Kathedrale aufgehängt wurden, komponierten Werken, standen auf dem Programm. Ergänzt wurde das Programm durch vier Ruhepunkte, Lückenfüller oder wie man sie auch sonst nennen mag.
Los ging es direkt mit Uraufführung Nummer eins. Der Interpret des Abends, Domorganist Prof. Winfried Bönig hatte eine "Batalla" komponiert. Die Frage des Abends: bin ich so taub oder waren die Chamaden wirklich nicht dabei? Warum spiele ich Uraufführungen, die bestimmten Registern gewidmet sind und benutze sie dann nicht? Das Stück an sich war - wie zu erwarten - eine kleine "Schlacht" zwischen den verschiedenen Orgelwerken, ein munterer Aufgalopp in den Abend, nicht mehr und nicht weniger. Erster Kontrapunkt sollte dann Lefebure-Welys "Pastoralszene für eine Orgelweihe oder Mitternachtsmesse" sein. Ins Programm gekommen auf besonderen Wunsch des Dompropstes Norbert Feldhoff, kann man doch das ihm gewidmete Register "Tonitrus Campi Aulae" (Ton Feldhoffs) einsetzen - ein Donnerregister. Insgesamt ein Stück, was mich in einer Mitternachtsmesse sehr langweilen würde, der Donner bot leider auch keine große Überraschung. Sollte der Abend eine große Enttäuschung werden?
Zwei weitere Uraufführungen direkt hinterher. Zuerst "Contrastes - en souvenir des Orgues du Kölner Dom" von Daniel Roth. Eine Fantasie, die als Dialog zwischen den Orgelwerken gut auf der umfangreichen Orgelanlange im Dom darzustellen war. Aber auch hier die Frage des Abends: und die Chamaden? "Cha-made in Austria" von Peter Planyavsky gab auch eine Antwort auf die Fragen und das Stück an sich, riss mich auch nicht vom imaginären Hocker. Im derart überfüllten Dom war nur an Stehen zu denken.
Vollmundig angekündigt war Stück Nummer fünf des Abends: "Die Toccata des russischen Komponisten Youri Boutzko lebt von ständigen Tonwiederholungen und wechselnden Rhythmen. Das Stück steuert in mehreren Anläufen auf einen Ausbruch des Hauptthemas in voller Lautstärke hin, um dann leise und wie erschöpft auszuklingen." Vielleicht war ich nur schon bereits zu sehr enttäuscht vom Konzert, dass ich mich gar nicht so richtig auf das Stück konzentrieren konnte, aber im Nachhinein hatte ich auch nicht das Gefühl, dass ich es unbedingt hätte hören müssen.
Endlich - das Highlight des Abends und das mit Chamaden. Da waren sie endlich. Christopher Tamblings "Festival March" - Uraufführung Nummer vier des Abends. Ein grandioser Marsch mit Fanfarenstößen aus dem Westen und dann einem relativ breit registrierten Plenum. Orgelmusik wie ich sie liebe. Zwei ruhige Stücke aus den "24 Pièces en style libre" von Louis Vierne - "Scherzetto" und "Berceuse" - bildeten nun die Pausen zum Durchatmen zwischen den Uraufführungen. Zwei wirklich schöne kleine Stücke, die Prof. Bönig gekonnt zu Gehör bringen wusste. Hälfte zwei war der lohnende Teil des Konzerts!
Franz Lehrndorfers "Fanfare" war wohl die klassischte der Uraufführungen, die sich sehr am Vorbild englischer Trompetenstücke inspirierte und sicher den traditionelleren unter den Gästen im Dom gut gefallen hat. Ein schönes Stück, dass es lohnt anzuhören, aber nicht das Highlight des Abends. Davon gab es dann noch ein zweites. Harold Brittons "Fanfare March", die letzte Uraufführung, war ein echter Hinhörer, das vielleicht filigranst komponierte Stück, dass obendrein mit den verschiedenen Werken der Orgel exzellent dargestellt werden konnte. Ein eingängiges Thema präsentiert durch die Westwerk-Chamaden, dass sich dann durch das ganze Stück durchzog. Ein würdiger und versöhnlicher Abschluss.
Zwei Zugaben gab es. Ein ganz ruhiges, mir unbekanntes Stück und schließlich die Toccata aus Widors 5. Symphonie - mit Chamaden.
Die Frage des Abends bleibt bestehen: warum gab es bei den ersten drei Stücken nicht DAS Register des Abends. Meine Enttäuschung wäre sicher noch kleiner geworden, wobei der zweite Teil des Konzertes doch deutlich entschädigt hat.
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