Donnerstag, 9. August 2012

Beeindruckendes Konzert

Hier also der Bericht zu "Campingstuhlparty" äh Orgelfeierstunde Nr.9/52 vom Dienstag im Kölner Dom. Soviel vorab, ein grandioser Abend. An der Orgel saß Ruben Johannes Sturm, der noch sehr junge Domorganist des Rottenburger Doms (geboren 1979). Auf dem Programm standen Stücke aller Epochen bis hin zu eigenen Improvisationen, alles unter dem Thema "Muttergottes".

Los ging es mit der "Esquisse gothique Nr. 3" (für zwei Orgeln) von Jean Langlais, ein Stück, dass sich auf der zweigeteilten Orgelanlage glänzend präsentieren ließ. Sturm legte einen glänzenden Wechsel mit tollen Klangfarben zwischen Querhausorgel und Schwalbennest im Langhaus hin. Das war der richtige Auftakt.
Für alle, die das Stück nicht kennen, hier ein kleiner Eindruck:


Ein völliger Epochen- und Stilwechsel stand dann auf dem Programm, der sich aber als glänzender Kontrapunkt bewies. Gefühlvoll registriert, hat Sturm die gänzlich andere Zeit, in der Arnold Schlicks "Maria zart, von edler Art" entstand, zu Gehör gebracht. Das Stück stammt aus den 1512 in Mainz veröffentlichten "Tabulaturen etlicher lobgesang".

Keineswegs schwach, aber im Vergleich vielleicht das am wenigsten beeindruckendste Stück war dann die "Fuga sopra il Magnificat" von Johann Sebastian Bach, die wenig von der üblichen Bachschen Klarheit transportierte, was möglicherweise auch an der Registrierung lag.

Hingegen außerordentlich beeindruckend registriert war dann ein Stück, dass freilich den Kölner Domorgeln auf den Leib geschneidert scheint. Spätromantik klingt einfach genial hier. Sturm präsentierte das "Ave Maria" von Siegfried Karg-Elert aus: "Kathedralfenster, op. 106". Mein persönliches Highlight des Abends insbesondere durch die glänzenden und dann wieder zurückhaltenden, aber immer genial angepassten Registrierung.

Die "Variationen über den Tonus Peregrinus", den bekannten Magnificat-Ton von "Quarten-Hermann" Schroeder, wussten ebenso zu überzeugen, wenn auch immer noch das glänzende Stück davor in den Ohren nachklang. Schroeders Variationen, dass sich also der gleichen Tonfolge wie Bachs "Fuga sopra il Magnificat" widmete, konnten gleichsam aber wieder viele Klangfarben der Orgel vorstellen.

Ein letzter Ruhepunkt vor dem großen Finale war dann die "Nocturno" aus "Orgelmusik in 5 Sätzen, op. 39" von Arthur Piechler. Das eher unbekannte Stück des bayerischen Komponisten nimmt die gregorianische Melodie des "Salve Regina auf" und bot die letzte Gelegenheit, um durchzuatmen im Konzert.

Das große Finale bildeten dann vier "symphonische Skizzen über marianische Themen" - anders ausgedrückt grandiose Improvisationen des Künstlers. Eine strahlende, liebevoll mit den verschiedenen Zungen intonierte und sich über beide Orgelwerke verteilte Fanfare über "Gaudeamus omnes in Domino" eröffnete, gefolgt von einer flotten Esquisse über "Ave maris stella". Satz drei war eine Meditation über das "Ave Maria", die von derartiger Ruhe geprägt war, die Orgel durfte noch einmal kurz durchatmen, dass man ganz gedankenversunkene Menschen überall beobachten konnte. Ein Stück zum Träumen. Und dann aber das große Schlussstück, das Finale über das "Salve Regina", dass so mächtig daher kam (mit einem breiten cantus firmus im Pedal), dass man das Gefühl hatte, der Dom würde in den Grundfesten erschüttert. Unglaublich eindrucksvoll.

Nach minutenlangem Beifall und stehenden Ovationen setzte Sturm als Zugabe noch eine ruhige Improvisation über "In dieser Nacht sei du mir Schirm und Wacht" oben drauf.

Wer sich noch einen kleinen Eindruck von Ruben Sturms Können machen möchte, der kann das hier tun:



Ein Abend, der sich gelohnt hat! Fantastisch!

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