Freitag, 24. August 2012

Ist Frank krank?

In der Regel - Stanislaus weiß ein Lied davon zu singen - spart Joachim Frank in Berliner Zeitung oder Kölner Stadt-Anzeiger oder weiteren angeschlossenen Blätter der Dumont-Gruppe ja kaum einmal mit Kritik an der Kirche. Jetzt ist anlässlich des ersten Jahrestages seiner Einführung als Berliner Erzbischof erneut ein großes Interview mit reportage-artigem Intro erschienen, für dass sich Joachim Frank und Julia Haak verantwortlich zeichnen. Prädikat: äußerst lesenswert. Zwischendurch hab ich mich schon gefragt: ist Joachim Frank krank geworden? Sehr zurückhaltend der Ton, geradezu symphatisch wird Kardinal Woelki beschrieben. Das passt zu Woelki, aber bisher selten zu Frank.

Peter Winnemöller hat auf seinem Blog schon eine umfassende Abhandlung geschrieben und ist insbesondere auf Woelkis Statement zum Internet-Lehramt eingegangen. Ich greife mal einzelne der Woelkischen Aussagen auf. Er wird gefragt nach der scheinbaren Vielzahl von Frauen in Berlin: seine Büroleiterin, die neue Caritasdirektorin auch die Büroleitung für die Kontakte mit der Politik ist weiblich besetzt:
"Uns wird ja oft vorgeworfen, eine reine Männerkirche zu sein. Wenn wir – was, so glaube ich, auch gar nicht anders geht - daran festhalten, das Priesteramt nur Männern vorzubehalten, müssen wir andererseits den Frauen in der Kirche verstärkt Verantwortung übertragen und es ihnen so ermöglichen, sich an führenden Stellen einzubringen. Wir dürfen Leitung und Entscheidung in der Kirche nicht auf das geistliche Amt verengen, sondern müssen in unseren Strukturen deutlich machen, dass in der Kirche Männer und Frauen gemeinsam leben und wirken."

Direkt folgt die Nachfrage nach einer "Methode Woelki" - die reine katholische Lehre unangetastet zu lassen, gleichzeitig aber unterhalb der Dogmatik deutliche Zeichen zu setzten. Antwort Woelki:
"Das ist doch keine eigene Methode, vorhandene Spielräume zu nutzen! Vielleicht fehlt uns manchmal nur der Mut dazu. Ich bin zum Beispiel schon etwas erschrocken, wenn unsere katholischen Verbände immer so vehement für die Rechte der Frau eintreten, auf ihren Führungsebenen aber dann im Wesentlichen auch nur Männer anzutreffen sind."

Es geht noch um viele andere Themen, soziale Armut, natürlich seine Haltung zur Homosexualität, der "Opus Dei", staatlicher Religionsunterricht usw. Spannend fand ich auch noch die Aussagen Woelkis zur Struktur der Pfarrei und zur Bedeutung der sonntäglichen Eucharistiefeier. Das ist wirklich ermutigend.
"Wir müssen die Zahl der Priester ja immer auch ins Verhältnis zur Zahl der Gläubigen setzen. Da waren vergangene Zeiten nicht unbedingt besser dran als unsere. Was den „Gläubigenmangel“ angeht, versuche ich, Mut zu machen. Ich weiß, dass die Situation nicht einfach ist, doch wenn wir Christen selbst an uns zweifeln, werden wir andere kaum für unsere Sache begeistern. Vielmehr droht die Glaubensflamme dann bei noch größerem Gegenwind auszugehen. Also: Nur Mut! Oder, wie Christus sagt: „Fürchtet euch nicht!“ (...)
Ich habe darüber, wie gesagt, ja schon in meiner Promotion viel nachgedacht. Die Sonntagsmesse ist als Quelle, Mitte und Höhepunkt unseres Gemeindelebens entscheidend und unverzichtbar. Gut möglich, dass die Teilnahme den Katholiken in Zukunft größere Anstrengungen und längere Wege abverlangt. Aber das halte ich für zumutbar. Zumal umso sichtbarer wird, wie wichtig und kostbar uns die Eucharistie tatsächlich ist. (...)
Keine andere Gottesdienstform kann an die Stelle der sonntäglichen Eucharistie treten. Dafür brauche ich auch in Zukunft Priester. In Südamerika haben sich inzwischen „Pastoralzentren“ etabliert: keine klassischen Pfarreien, sehr stark durch die Hilfe von Laien getragen. Wir müssen schauen, wie uns solche Modelle inspirieren können und wie Laien als Bezugspersonen oder Ansprechpartner fungieren können."

1 Kommentar:

  1. Man muß Frank immerhin zu Gute halten, daß er einst in einem Kommentar eingesehen hat, den neuen Berliner Erzbischof zu Beginn völlig falsch eingeschätzt zu haben.

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