Ich erinnere mich auch noch, dass ich gerade im Bus saß und aus der Stadt zurückkam, als mich der Anruf erreichte. Stanislaus hat Recht. Johannes Paul II. als Papst, Degenhardt als Paderborner Erzbischof, Reinhard Lettmann als Bischof von Münster und Helmut Kohl als Bundeskanzler. Das war schon immer so und man dachte irgendwie, es würde auch immer so bleiben. So sehr waren ihre Namen mit dem Amt verknüpft ob ihrer langen Amtszeit. Ich bin schlichtweg zu jung. Alle waren schon im Amt bei meiner Geburt. Die Queen könnte man noch dazu zählen, die bis heute sich guter Gesundheit erfreut.
Der Tod kam plötzlich. Zwei Tage nach dem Hochfest des Hl. Liborius, kurz bevor die Libori-Woche eröffnet wurde, die Degenhardt so sehr geliebt hat. Mehr noch am 6. August 1952 war Degenhardt von Lorenz Kardinal Jaeger zum Priester geweiht worden. Am Abschlusssonntag des Libori-Festes 2002 wollte er sein Goldenes Priesterjubiläum feiern. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Stattdessen wurde er einen Tag vorher, am Samstag, zu Grabe getragen.
Mit vielen Tausend Anderen stand ich mit in der Schlange, um am Libori-Dienstag dem in der Bartholomäus-Kapelle aufgebahrten Kardinal die letzte Ehre zu erweisen. Irgendwie doch auch tröstlich, wie die Gläubigen seiner Diözese beim großen Bistumsfest sich von ihrem Hirten verabschieden konnten.
Ich muß sagen: Das war der letzte Verstorbene, den ich aufgebahrt besucht habe. Nervlich oder gemütsmäßig ist das immer ein ziemlicher Drahtseilakt bei mir.
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