Gestern gab es vor dem Katholikentag im Deutschlandfunk ein langes Gespräch mit ZdK-Präsident Glück. Neben allen erwartbaren Themen wie Zölibat, Rolle der Frau und die wiederverheirateten Geschiedenen, nicht zu vergessen die Ökumene, haben mich zwei Abschnitte aufhorchen lassen.
Zum Dialogprozess:
"Gierth: Sie haben den Dialogprozess
angesprochen, den die katholische Bischöfe dann zusammen auch mit dem
Zentralkomitee angestoßen haben. Manchen geht dieser Dialogprozess ja
nicht schnell genug beziehungsweise sie beobachten, dass er bereits
wieder stagniert. Den Ruf nach einer geschwisterlichen Kirche und dem
Diakonat der Frau durch das ZdK etwa hat die Bischofskonferenz kürzlich
harsch zurückgewiesen. Haben Sie sich so eine Diskussion ohne
Denkverbote vorgestellt?
Glück:
Es ist ja auch eine Diskussion ohne Denkverbote. Hier hat sich schon
viel verändert, auch im Austausch miteinander. Und es gibt ja nicht so
quasi einen ganz einfachen Verlauf der Linie, hier Laien, dort die
Bischöfe. Er gibt innerhalb der Bischöfe und der Priester eine starke
Differenzierung und das gilt natürlich auch für die Laien. Ich verstehe
diese Ungeduld völlig, ich habe sie ja auch in mir selbst, weil ich die
dringenden Entwicklungen sehe.
Der Dialogprozess ist eine enorme
Chance des Miteinanders, eine enorme Chance in der Bandbreite unserer
Kirche und wo wir innerkirchlich auch zum Teil immer mehr
Polarisierungen haben, gerade mit dem Katholikentag auf einem solchen
Forum die Dinge miteinander zu beraten."
Und dann zum Umgang der verschiedenen Laien untereinander im Internet. Das ist doch eine Spitze gegen die Blogger oder?
"Gierth: Bei diesen Themen, die Sie
ansprechen, hat man den Eindruck, dass sich Reformer und Bewahrer
innerhalb der katholischen Kirche so misstrauisch wie selten zuvor
gegenüber stehen. Man überzieht sich mit Anwürfen, mit Unterstellungen,
vor allem auch im Internet. Man spricht sich gegenseitig ab, katholisch
zu sein. Woran liegt es, dass es ausgerechnet derzeit zu solchen
Eruptionen kommt?
Glück: Ja, weil
der Veränderungsdruck da ist, weil sichtbar wird, dass ein "Weiter so"
nicht mehr geht. Wobei ich insofern ein Stück Einspruch anmelden würde:
Diese Ausgrenzungstendenzen kommen von uns oder von der Gruppe, die als
Reformer bezeichnet werden, überhaupt nicht. Sie kommen nur von einer
Seite. Und da wird dann anderen, insbesondere im Netz, zum Teil auch in
einem Stil, wie ich ihn selbst in der Politik nie erlebt habe, mit
Unterstellungen gearbeitet, wird die Kirchlichkeit, das Katholisch-Sein
abgesprochen etc. Und das ist ein Stück Alarmzeichen. Wir haben in
unserer Kirche einen erheblichen Verbesserungsbedarf, was
Gesprächskultur betrifft. Jedenfalls in bestimmten Teilen unserer Kirche."
Nosce te ipsum, lieber Aloys!
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