Dienstag, 22. Januar 2013

Der Kardinal spricht

"Was im Dezember des vergangenen Jahres einer jungen Frau in zwei katholischen Krankenhäusern widerfuhr, hätte nie geschehen dürfen: Sie suchte Hilfe in großer Not und fand keine Aufnahme. Dieser Vorgang beschämt uns zutiefst, denn er widerspricht unserem christlichen Auftrag und Selbstverständnis. Es gab und gibt auch keine kirchliche Anweisung, Vergewaltigungsopfer anders zu behandeln oder gar abzuweisen. (...) Die beiden Krankenhäuser haben sich inzwischen bei der Patientin entschuldigt. Ich schließe mich dieser Entschuldigung auch persönlich an. (...)Die Vorgänge in Köln haben auch eine Diskussion über die kirchliche Ethik ausgelöst, weil diese Grundhaltung von vielen Menschen nicht geteilt wird. Die Position der katholischen Kirche wird dabei schnell als überholt oder realitätsfern bezeichnet. Realität aber ist: wir stehen hier vor einer grundsätzlichen und bedrängenden moralischen Entscheidung. (...)
Die Kirche vertritt eine klare Position für das Leben: Der Schutz eines Menschenlebens gilt uneingeschränkt und von der Zeugung an. Der Lebensschutz ist, auch nach meiner festen Gewissensüberzeugung, eine unüberschreitbare Grenze und jedem menschlichen Eingriff entzogen. Ich bin mir bewusst, dass dies geradezu in unerträgliche Entscheidungssituationen führt. Ich bin aber überzeugt, dass wir diese Position des absoluten Lebensschutzes nicht relativieren dürfen, weil wir sonst die Menschenwürde insgesamt relativieren. Sie ist unteilbar."

(Joachim Kardinal Meisner via domradio.de)

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