"Was im Dezember des vergangenen Jahres einer jungen Frau in zwei
katholischen Krankenhäusern widerfuhr, hätte nie geschehen dürfen: Sie
suchte Hilfe in großer Not und fand keine Aufnahme. Dieser Vorgang
beschämt uns zutiefst, denn er widerspricht unserem christlichen Auftrag
und Selbstverständnis. Es gab und gibt auch keine kirchliche Anweisung,
Vergewaltigungsopfer anders zu behandeln oder gar abzuweisen. (...) Die beiden Krankenhäuser haben sich inzwischen bei der Patientin
entschuldigt. Ich schließe mich dieser Entschuldigung auch persönlich
an. (...)Die Vorgänge in Köln haben auch eine Diskussion über die kirchliche
Ethik ausgelöst, weil diese Grundhaltung von vielen Menschen nicht
geteilt wird. Die Position der katholischen Kirche wird dabei schnell
als überholt oder realitätsfern bezeichnet. Realität aber ist: wir
stehen hier vor einer grundsätzlichen und bedrängenden moralischen
Entscheidung. (...)
Die Kirche vertritt eine klare Position für das Leben: Der Schutz eines
Menschenlebens gilt uneingeschränkt und von der Zeugung an. Der
Lebensschutz ist, auch nach meiner festen Gewissensüberzeugung, eine
unüberschreitbare Grenze und jedem menschlichen Eingriff entzogen. Ich
bin mir bewusst, dass dies geradezu in unerträgliche
Entscheidungssituationen führt. Ich bin aber überzeugt, dass wir diese
Position des absoluten Lebensschutzes nicht relativieren dürfen, weil
wir sonst die Menschenwürde insgesamt relativieren. Sie ist unteilbar."
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