Kardinal Meisner hat eine Erklärung zur Verwendung der "Pille danach" bei Vergewaltigern abgegeben. Ob ihm das jemand zugetraut hätte? Ist damit der hitzige Teil der Diskussion endlich vorbei?
"Aus
gegebenem Anlass habe ich mich mit Fachleuten über die Frage der
Verordnung der so genannten „Pille danach" beraten. Dabei wurde
deutlich, dass darunter unterschiedliche Präparate mit
unterschiedlichen Wirkprinzipien zu verstehen sind, deren Wirkungen und
Nebenwirkungen sich in der wissenschaftlichen Diskussion immer weiter
klären. Daraus ergeben sich ethische Konsequenzen.
Wenn nach
einer Vergewaltigung ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Verhinderung
einer Zeugung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Befruchtung zu
verhindern, dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar.
Wenn ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Nidationshemmung ist, mit der
Absicht eingesetzt wird, die Einnistung der bereits befruchteten
Eizelle zu verhindern, ist das nach wie vor nicht vertretbar, weil damit
der befruchteten Eizelle, der der Schutz der Menschenwürde zukommt, die
Lebensgrundlage aktiv entzogen wird. Dass das Abgehen befruchteter
Eizellen auch ganz natürlicherweise ohne menschliches Zutun geschieht,
berechtigt einen Menschen nicht dazu, diesen natürlichen Vorgang aktiv
zu imitieren. Denn die Beendigung eines Menschenlebens durch die Natur
nennt man ein Naturereignis. Dessen absichtliche Imitation nennt man
Tötung.
Die Ärzte in katholischen Einrichtungen sind
aufgefordert, sich rückhaltlos der Not vergewaltigter Frauen anzunehmen
und sich dabei unter Berücksichtigung des neusten Stands der
medizinischen Wissenschaft in ihrem ärztlichen Handeln an den oben
genannten Prinzipien auszurichten. Darüber hinaus ist nichts dagegen
einzuwenden, dass sie in diesem Fall auch über Methoden, die nach
katholischer Auffassung nicht vertretbar sind, und über deren
Zugänglichkeit aufklären, wenn sie dabei, ohne irgendwelchen Druck
auszuüben, auf angemessene Weise auch die katholische Position mit
Argumenten erläutern. In jedem Fall muss in katholischen Einrichtungen
die Hilfe für vergewaltigte Frauen aber natürlich weit über die
Erörterung solcher Fragen hinaus gehen.
Köln, 31. Januar 2013
Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln"
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