Je mehr ich über die Liturgie weiß und Regeln, Traditionen und Bräuche kenne, je länger ich die Feiern im Kirchenjahr samt aller ihrer Besonderheiten mitfeiere, umso schwerer fällt mir, in rechter Andacht die Gottesdienste mitzufeiern. Viel zu sehr wird meine Stimmung getrübt, wenn etwas nicht vernünftig läuft und ich nicht verstehe, warum dies oder das weggelassen wird.
So auch am vergangenen Samstag bei der Vorabendmesse zum Palmsonntag. Ich war schon froh, dass ich auch in einer Abendmesse eine Palmweihe und die Passion erwarten durfte. Auf die Kurzfassung war ich schon eingestellt, bin ich kein Freund von, aber in der Abendmesse doch noch erträglich - finde ich. Dass die zweite Lesung ausfiel und statt dem Antwortpsalm dann eben jener Text aus dem Philipperbrief gesungen wurde, da kann ich auch noch mit leben. Vermisst habe ich nur das Evangelium vom Einzug in Jerusalem bei der Palmweihe, das fiel komplett aus. Merkwürdig auch, dass die Passion (die nicht in verteilten Rollen sondern wechselweise zwischen Lektorin und Priester gelesen wurde) dreimal für Lieder unterbrochen wurde in der Kurzfassung. Bei der Langfassung bin ich da durchaus für als Möglichkeit der Reflexion, aber in der Kurzfassung? Am meisten enttäuscht war ich dann aber, dass auch nach der Kurzfassung noch ein viertes Lied kam, nämlich GL 179, 5 (Ich danke Dir von Herzen) und stattdessen das Credo ausfiel.
Diesbezüglich stelle ich mir echt die Frage nach dem liturgischen Wissen. Mein mittlerweile etwas angewachsenes Wissen "versaut" mir dann solche Gottesdienste. Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich das anderen wünschen soll. Also soll ich all jenen, die ob ihrer Unahnung bspw. bei frei formulierten Gebeten etc. immer von "das war ja so schön" sprechen ein größeres Verständnis der Liturgie wünschen soll oder nicht?
Und ob ich mir nicht im Gegenzug wieder etwas weniger davon lieber wünschen solle, die Mitfeier war früher leichter.
So ähnlich geht es mir auch. Doch ich muss sagen, ich bin froh darüber, denn wenn ich da geblieben wäre wo ich gestartet bin, so wäre ich wohl, wegen den allmählichen Veränderungen in der Liturgie wohl völlig gleichgültig geworden.
AntwortenLöschenEs ist ja nicht nur bezogen auf die Liturgie so. Je mehr man vom katholischen Glauben weiss, desto mehr fallen einem die Diskrepanzen in der Verkündigung und der Haltung von Theologen, Seelsorgern, katholischen Medien, etc. auf. Wenn man hier dann auch auf Unwissenheit setzt, nur um sich nicht aufzuregen und ärgern, dann bleibt vom Glauben nicht mehr viel.
Zu unserer Situation noch so viel: Auch am Sonntag gibt es bei an den allermeisten Orten keine zweite Lesung, keinen Psalm, keine Confiteor, ....
Ich weiß genau, was Du meinst. Mir geht es ebenso.
AntwortenLöschenWissen macht das Leben manchmal nicht wirklich einfacher....
Manche Dinge erträgt man in der Tat viel besser, wenn man nicht um sie weiß.
AntwortenLöschenIch kann mich schwer dafür aussprechen, einer zelebrierten Banalität wegen die hierdurch verdunkelte Fülle und Tiefe der Liturgie lieber nicht erkunden zu wollen.
AntwortenLöschenIch bin Theologe, Organist. Und ich ertrage seit vielen Jahren diese liturgischen Mätzchen und Banalitäten nicht mehr. Daher bin ich orthodox geworden. Es war Notwehr. Auch für Orgeldienste stehe ich nicht mehr zur Verfügung.
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