"Vor
kurzem hat eine Gruppe von Priestern in einem europäischen Land einen
Aufruf zum Ungehorsam veröffentlicht und dabei gleichzeitig auch
konkrete Beispiele angeführt, wie dieser Ungehorsam aussehen kann, der
sich auch über endgültige Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes
hinwegsetzen soll wie zum Beispiel in der Frage der Frauenordination, zu
der der selige Papst Johannes Paul II. in unwiderruflicher Weise
erklärt hat, dass die Kirche dazu keine Vollmacht vom Herrn erhalten
hat. Ist Ungehorsam ein Weg, um die Kirche zu erneuern? Wir wollen den
Autoren dieses Aufrufs glauben, dass sie die Sorge um die Kirche
umtreibt; dass sie überzeugt sind, der Trägheit der Institutionen mit
drastischen Mitteln begegnen zu müssen, um neue Wege zu öffnen – die
Kirche wieder auf die Höhe des Heute zu bringen. Aber ist Ungehorsam
wirklich ein Weg? Spüren wir darin etwas von der Gleichgestaltung mit
Christus, die die Voraussetzung jeder wirklichen Erneuerung ist oder
nicht doch nur den verzweifelten Drang, etwas zu machen, die Kirche nach
unseren Wünschen und Vorstellungen umzuwandeln?
Aber machen wir
es uns nicht zu leicht. Hat nicht Christus die menschlichen Traditionen
korrigiert, die das Wort und den Willen Gottes zu überwuchern drohten?
Ja, er hat es getan, um den Gehorsam zum wirklichen Willen Gottes, zu
seinem immer gültigen Wort neu zu wecken. Es ging ihm gerade um den
wahren Gehorsam, gegen die Eigenwilligkeit des Menschen. Und vergessen
wir nicht: Er war der Sohn, mit der einzigartigen Vollmacht und
Verantwortung, den reinen Gotteswillen freizulegen, um so den Weg von
Gottes Wort in die Welt der Völker zu eröffnen. Und endlich: Er hat
seinen Auftrag mit seinem eigenen Gehorsam und seiner Demut bis ans
Kreuz hin konkretisiert und so seine Sendung beglaubigt. Nicht mein,
sondern dein Wille: Dies ist das Wort, das den Sohn, seine Demut und
seine Göttlichkeit zugleich zeigt und uns den Weg weist."
(Papst Benedikt XVI. in der Chrisammesse im Petersdom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen