„Ich
danke vor allem Gott, der die Kirche leitet und wachsen lässt, der sein
Wort aussät und so den Glauben seines Volkes nährt. In diesem Moment
umarme ich in Gedanken die Kirche in der ganzen Welt... Ich spüre, dass
ich euch alle im Gebet in die Gegenwart Gottes hineintrage, wo ich jede
Begegnung, jede Reise, jeden Pastoralbesuch vor ihn bringe. Alles und
alle vertraue ich dem Herrn an…”
„Als
ich am 19. April vor fast acht Jahren den Petrusdienst angenommen habe,
hatte ich diese feste Gewissheit, die mich immer begleitet hat: die
Gewissheit, dass die Kirche aus dem Wort Gottes lebt! In diesem Moment
fragte ich mich innerlich: Herr, warum verlangst du das von mir? Und was
genau verlangst du? Das ist eine große Last, die du mir auf die
Schultern legst. Aber wenn du mich darum bittest, dann werde ich auf
dein Wort hin das Netz auswerfen – mit der Sicherheit, dass du mich
trotz all meiner Schwächen führst.“
„Es
war für die Kirche eine Wegstrecke, bei der es Momente der Freude und
des Lichtes gab, aber auch nicht einfache Momente. Ich fühlte mich wie
der heilige Petrus mit den Aposteln im Boot auf dem See von Galiläa: Der
Herr gab uns so viele Tage der Sonne und der leichten Brise, Tage, in
denen der Fischzug wirklich reich war. Aber es gab auch Momente, in
denen wir hohen Wellengang und Gegenwind hatten, wie in der ganzen
Geschichte der Kirche: Momente, in denen der Herr zu schlafen schien.“
„Und
ich habe immer gewusst, dass das Boot der Kirche nicht meines ist, und
auch nicht unseres, sondern Seines, und dass der Herr uns nicht
untergehen lässt. Er führt das Ruder, natürlich auch durch Menschen, die
er sich ausgesucht hat, weil er das so wollte. Das war und ist eine
Gewissheit, die durch nichts verdunkelt werden kann. Und das ist der
Grund, warum mein Herz heute voller Dankbarkeit gegenüber Gott ist: Er
hat es mir und der Kirche gegenüber nie an seinem Trost, seinem Licht,
seiner Liebe fehlen lassen!“
„Ich
möchte alle einladen, ihr festes Vertrauen in den Herrn zu erneuern!
Vertrauen wir uns ihm an wie Kinder in den Armen Gottes. Wir können
sicher sein, dass diese Arme uns immerdar halten; das lässt uns jeden
Tag mit seiner Mühe auf sich nehmen. Ich wünschte, dass sich ein jeder
von diesem Gott geliebt fühle, der seinen Sohn für uns hingegeben hat
und uns seine Liebe ohne Grenzen erwiesen hat. Ich wünschte, dass jeder
die Freude des Christseins spüren möge... Ja, seien wir dankbar für das
Geschenk des Glaubens, es ist das kostbarste Gut, das uns niemand
entreißen kann! Danken wir dem Herrn jeden Tag dafür, mit dem Gebet und
mit einem kohärenten christlichen Leben. Gott liebt uns, aber er
erwartet, dass auch wir ihn lieben.“
„Ich
danke überhaupt allen, die in verschiedenen Bereichen dem Heiligen
Stuhl dienen: Es sind viele Gesichter, die nicht hervorstechen, sondern
im Schatten bleiben.. Aber gerade im Schweigen und der täglichen Arbeit,
in einem Geist des Glaubens und der Demut, waren sie für mich eine
sichere und verlässliche Unterstützung.“
„Bei
meinen Pastoralreisen, Begegnungen und Audienzen habe ich immer große
Aufmerksamkeit und tiefe Zuneigung erfahren. Aber auch ich habe immer
alle und jeden einzelnen geliebt, ohne Unterschied, mit der pastoralen
Liebe des Hirten... Jeden Tag habe ich jeden von euch in mein Gebet
eingeschlossen, mit dem Herzen des Vaters. Ich wünschte, mein Gruß und
mein Dank erreichten schlechthin alle: Das Herz eines Papstes weitet
sich auf die ganze Welt hin!“
„Ich
möchte auch wirklich von Herzen den vielen Menschen in aller Welt
danken, die mir in den letzten Wochen bewegende Zeichen der
Aufmerksamkeit, der Freundschaft und des Gebets haben zukommen lassen.
Ja, der Papst ist nie allein, das erfahre ich jetzt noch einmal auf so
großartige Weise, dass sie wirklich ans Herz rührt. Der Papst gehört
allen, und unzählige Menschen fühlen sich ihm nahe. Natürlich bekomme
ich Briefe von den Großen der Welt – Staatschefs, religiösen Führern,
Vertretern der Welt der Kultur usw. Aber ich bekomme auch sehr viele
Briefe von einfachen Leuten, die mir einfach von Herzen schreiben und
mir ihre Zuneigung ausdrücken... Diese Personen schreiben mir nicht, wie
man zum Beispiel einem Fürsten oder einem Großen schreibt, den man
nicht kennt. Sie schreiben mir wie Brüder und Schwestern oder wie Söhne
und Töchter, mit einer Art sehr anhänglichem Familienzusammenhalt.“
„In diesen letzten Monaten habe ich gefühlt, wie meine Kräfte nachlassen, und ich habe Gott im Gebet inständig gebeten, mich mit seinem Licht zu erleuchten, damit ich die beste Entscheidung nicht zu meinem Wohl, sondern zum Wohl der Kirche treffe. Ich habe diesen Schritt im vollen Bewusstsein darum, wie schwerwiegend und auch wie neu er ist, getan, aber mit tiefer Gelassenheit. Die Kirche lieben heißt auch, schwierige, harte Entscheidungen zu treffen und sich dabei immer das Wohl der Kirche vor Augen zu halten, nicht das eigene Wohl.“
„Die
Schwere der Entscheidung lag auch an der Tatsache, dass ich von diesem
Moment an völlig und für immer im Einsatz für den Herrn war.
Immer – wer den Petrusdienst übernimmt, hat keine Privatsphäre mehr. Er
gehört immer und völlig allen, der ganzen Kirche. Seinem Leben wird
sozusagen die private Dimension völlig genommen. Aber ich konnte
erfahren und erfahre es genau jetzt, dass einer das Leben gewinnt, wenn
er es gibt."
„Das
„Immer“ ist auch „Für immer“: Es gibt keine Rückkehr ins Private. Meine
Entscheidung, auf die aktive Ausübung des Dienstes zu verzichten,
widerruft das nicht. Ich kehre nicht ins Privatleben zurück, in ein
Leben der Reisen, Begegnungen, Empfänge, Konferenzen usw. Ich verlasse
nicht das Kreuz, ich bleibe auf eine neue Weise beim gekreuzigten Herrn.
Ich habe nicht mehr die Amtsgewalt für die Regierung der Kirche, aber
ich bleibe im Dienst des Gebets sozusagen im Bereich des heiligen
Petrus. Der heilige Benedikt, dessen Namen ich als Papst trage, wird mir
darin immer ein großes Beispiel sein. Er hat uns den Weg gezeigt zu
einem Leben, das – aktiv oder passiv – doch vollständig dem Werk Gottes
gehört.“
„Ich
werde den Weg der Kirche weiter mit dem Gebet und der Meditation
begleiten, mit derselben Hingabe an den Herrn und an die Kirche, um die
ich mich bis heute bemüht habe. Ich bitte euch, vor Gott an mich zu
denken und vor allem für die Kardinäle zu beten, die zu einer so
wichtigen Aufgabe aufgerufen sind, und für den neuen Nachfolger des
Apostels Petrus. Der Herr begleite ihn mit dem Licht und der Kraft
seines Geistes.“
(Benedikt XVI. bei seiner letzten Generalaudienz via Radio Vatikan)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen