Donnerstag, 24. April 2014

Liturgie hautnah: Ostern 2014

Am Mittwoch der Osteroktav ein kleiner Blick zurück auf die Feiern in diesem Jahr aus ganz subjektiver Sicht versteht sich.

Gründonnerstag: Da war ich in diesem Jahr im Kölner Dom. Auch wenn es wie immer sehr feierlich von Statten ging, irgendwie war ich nicht ganz glücklich. Es ging alles irgendwie zu schnell, ich würde fast sagen ein bisschen lieblos. Kritisieren soll man ja nicht immer, aber an diesem Abend hätte ich direkt einige Fragen. Warum zum Beispiel wird nicht wenigstens an diesem Abend der Canon Romanus gebetet? Warum singt der Chor zur Fußwaschung erst das Ubi caritas und direkt danach die Gemeinde nochmal "Wo die Güte"? Warum findet die Sakramentsprozession unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt? Die Kleriker ziehen in die Sakramentskapelle und singen dort das "Tantum ergo", während im Dom der Chor etwas anderes singt. Nachher kann man für die wahnsinnig lange Zeit von 20 Minuten noch zur Anbetung in die kleine Kapelle. Und wo war das Allerheiligste? In den dortigen Tabernakel eingeschlossen... Unverständlich.
Umso schöner dann das "Nachtoffizium" mit der "Großen Litanei der Nacht" ab 22 Uhr in Groß St. Martin. Das kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Wirklich ein toller Abschluss des Abends.

Karfreitag: Auch im Kölner Dom. Welch eine schöne Liturgie, würdig und in Ruhe gefeiert. Toll, wie karg und konsequent. Ansgar Puff, der Weihbischof mit dem Bass der Bässe in der Stimme, passte mit seiner Art, Gottesdienst zu feiern auch wunderbar und hielt eine bemerkenswerte Predigt. Domkantor Oliver Sperling vertonte die Johannes-Passion neu, offenbar aber in der Tradition Johann Sebastian Bachs (einige textliche Parallelen zusätzlich zu Luther) in der alten Version von Martin Luther mit "Jüden", "Barabbam" und "Jesum". Musikalisch, besonders die Chorpassagen aber sehr beeindruckend. Überhaupt ist es jedes Mal ein Erlebnis den Mädchenchor am Kölner Dom zu hören. Deutschlands zweitbester Mädchenchor ist wirklich das musikalische Aushängeschild des Doms. Wenn ich etwas suchen müsste, dann wundere ich mich nur über das Lied zur Grablegung (tolle Kölner Tradition). "Bei stiller Nacht" gehört doch eher zum Gründonnerstag, oder? Aber ein besseres ist mir auch nicht eingefallen. "Etwas fürs Herz" dann der Schlusschoral "Ach, Herr, lass Dein lieb Engelein" am Ende. Schöne Zugabe: Bachs Johannespassion in einer traumhaften Aufführung mit Vokalensemble Kölner Dom und Gürzenich-Orchester in der Kölner Philharmonie am Abend.

Osternacht: Welche tolle Atmosphäre im wirklich vollen Dom. Das Brausen der Orgel beim Gloria, der engelhafte Gesang des Mädchenchores, die ganz dunkle und nur duch Kerzen erhellte Kathedrale, am Ende das "Lumen Christi" von Langlais. Wirklich beeindruckend und wunderschön. Dazu eine markige Predigt von Weihbischof Schwaderlapp samt Aufforderung, ausgiebig zu feiern. Ich merke aber nur immer mehr, wie schade ich es finde, dass der Wortgottesdienst vor dem Gloria mit drei Lesungen so kurz ausfällt. In der Zeit als Messdiener oder an der Orgel ist mir das immer schon aufgefallen, aber jetzt - wo ich zum ersten Mal seit wohl 16 Jahren - wieder in der Bank dabei war noch einmal ganz extrem. Warum hören wir nicht alle Lesungen? Das würde 15-20 Minuten länger dauern, aber den Vigil-Charakter noch viel besser zum Ausdruck bringen. 2,5 Stunden dauert die Osternacht im Dom eh schon. Rundum aber: eine tolle Nacht!

Ostersonntag: Lateinisches Pontifikalamt mit Weihbischof Melzer und Domchor auch im Dom. Einfach schön das morgendliche Amt, der Jubel über die Auferstehung, die Sequenz etc.!

Ostermontag: In diesem Jahr im Essener Dom bei Deutschlands bestem Mädchenchor. Auch hier eine würdige Feier mit Orchestermesse. Was ich in Essen immer so toll finde, ist mit welcher Selbstverständlichkeit hier ganz natürlich eifnach das gefeiert wird, was im Messbuch steht und der Domorganist auch wirklich keine Scheu davor hat, die "Kiste mal ordentlich zu entstauben".

Insgesamt ein tolles Osterfest 2014. 2015 wird aber sicher noch besser!

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