Dienstag, 13. September 2011

Der Haken an der Sache

Mit folgendem Text verabschiede ich mich in die Nachtruhe. Auf dem Hinflug in den Urlaub habe ich im Flugzeug die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" gelesen. In der Rubrik "Exerzitien" hat dort Hans Conrad Zander, der Schweizer Journalist und Schriftsteller, folgendes über den neuen Bischof von Basel-Solothurn geschrieben. Hier ist er bei der Übergabe des Bischofsstabes in Olten (die eigentlich vorgesehene Kathedrale war ja abgebrannt) durch seinen Amtsvorgänger in Basel und jetzigen Kurienkardinal Kurt Koch zu sehen (Quelle: www.vaterland.li). Diesen Text will ich allen Lesern nicht vorenthalten.

Der Haken an der Sache
Aus Rom kommt zur Zeit wenig Aufregendes. Dafür umso Aufregenderes aus Solothurn. Das Städtlein am Südfuß des Jura darf sich zu Recht nicht nur "schönste Barockstadt der Schweiz" nennen, sondern auch "Sitz des Bischofs von Basel". Daher die Aufregung. Meldet doch die Website kreuz.net, dass der neue Bischof von Basel, Felix Gmür, bei Sonnenschein und auch Regen, auf dem Fahrrad zur Messe pedalt.
Die Website kreuz.net ist stets gut informiert, aber derart böse rechts, dass ich meine braven linken Freunde in Solothurn um Bestätigung bat. Sie nickten begeistert: "Das ist jetzt eben ein echter Bio-Bischof. Auf dem Velo zur Messe fahren, heißt Energie sparen." Ob es denn ein Mountainbike sei, ein echtes Gary-Fisher wie meines, frage ich atemlos. Da schüttelten sie alle traurig den Kopf: "Ach nein, halt so ein City-Bike, ganz farblos im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils."
Und die Mitra, was macht er damit auf dem Velo? "Die Mitra klappt er zusammen und hält sie, während er fährt, unter dem linken Arm geklemmt." Und der bischöfliche Krummstab? Was ist auf dem Velo mit dem? Da blieben sie alle stumm. Keinem war es aufgefallen: Auf dem Velo nimmt Bischof Felix seinen Krummstab nicht mit.
Die praktischen Gründe sind leicht einzusehen. Quer auf den Gepäckträger geklemmt, würde der bischöfliche Krummstab in den engen Gassen der Altstadt grausige Unfälle verursachen. Mit der Mitra unter dem linken Arm und dem Krummstab über der rechten Schulter, bliebe Bischof Felix kein Arm mehr zum Lenken. Noch mehr als eine angeheiterte deutsche Bischöfin in ihrer Limousine wäre ein freihändig Velo fahrender schweizerischer Bio-Bischof eine öffentliche Gefahr.
Und dennoch: ein Bischof ohne Krummstab? Unmöglich. Wenn es etwas gibt, was seit byzantinsichen Tagen bio ist an christlichen Oberhirten, dann ist das der Krummstab. Nichts anderes ist er als der Hirtenstab antiker Schafhirten. Das Schnecken-Ornament, das ihn heute oben ziert, hat sich nämlich entwickelt aus einem ursprünglich nur kurzen, scharfen Haken. Ein Haken wozu? das hat mir einer der letzten Schafhirten in Afrika erklärt: "Schafe neigen zur Panik. Wenn der Hammel einmal über dem Abgrund steht, getraut er sich nicht zurück. Lieber springt er vorwärts in den Tod. Mit dem Haken reißest du das verinnte Schaf am Hinterlauf blitzschnell vom Abgrund zurück."
Es gibt so viele verirrte Schafe im Bistum Basel! Genügt ein Hirtenstab, um sie alle vom Abgrund zurückzureißen? Wohl nicht. Aber echte Bio-Wanderinnen und Bio-Wanderer kommen ja heutzutage mit Doppelstab dahergestöckelt. Keiner würde sich wundern, wenn auch der Bio-Bischof Felix von Basel demnächst mit zwei Hirtenstäben zur Messe erschiene. Aber lieber nicht auf dem Citybike und schon gar nicht auf dem Mountainbike. Zum Altar Gottes komme der wahre Bio-Bischof mit Doppelstab zu Fuß gewalkt?

Bin auf viele Meinungen gespannt. Lustig oder zu albern und zu abschätzig gegenüber den bischöflichen Insignien?

3 Kommentare:

  1. Also, ich find ihn drollig. Zum "scharfen Haken" hätte ich sogar die passenden Bilder. Aus christlicher Nächstliebe verkneife ich mir nämlich grade einen Beitrag über außerordentlich häßliche Bischofsstäbe.

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  2. @Braut: vielleicht kannst Du "Bad Vestments" zu einer Bischofsstab-Serie anstacheln. :-)

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  3. ….oder ich tus doch noch, shame on me. Saint Kitsch kommentiert manchmal Bilder von Bad vestments, die Kommentare sind zum Piepen.

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