Dienstag, 25. Dezember 2012

Heilige Neugier

"Die Hirten eilten auf ihrem Weg nach Bethlehem, so sagt uns der Evangelist. Eine heilige Neugier trieb sie, dieses Kind in einer Futterkrippe zu sehen, über das doch der Engel gesagt hatte, daß es der Retter, der Gesalbte, der Herr sei. Die große Freude, von der der Engel gesprochen hatte, hatte ihr Herz berührt und beflügelte sie.

Laßt uns hinübergehen nach Bethlehem, so sagt die Liturgie der Kirche heute zu uns. Trans-eamus heißt es in der lateinischen Bibel: hinüber-gehen, den Überschritt, das „Trans“ wagen, mit dem wir aus unseren Denk- und Lebensgewohnheiten herausgehen und die bloß materielle Welt überschreiten auf das Eigentliche hin, hinüber zu dem Gott, der seinerseits zu uns herübergekommen ist.(...)

Gehen wir hinüber nach Bethlehem: Bei diesem Wort, das wir mit den Hirten zueinander sagen, sollen wir nicht nur an den großen Über-Schritt zum lebendigen Gott hin denken, sondern auch an die konkrete Stadt Bethlehem, an all die Orte, an denen der Herr gelebt, gewirkt und gelitten hat. Beten wir in dieser Stunde für die Menschen, die heute dort leben und leiden. Beten wir darum, daß dort Friede sei. Beten wir darum, daß Israelis und Palästinenser im Frieden des einen Gottes und in Freiheit ihr Leben entfalten können. Beten wir auch für die umliegenden Länder, für den Libanon, für Syrien, den Irak und so fort: daß dort Friede werde. Daß die Christen in diesen Ländern des Ursprungs unseres Glaubens dort ihr Zuhause behalten können, daß Christen und Muslime im Frieden Gottes miteinander ihre Länder aufbauen. (...)

Bitten wir ihn, daß die heilige Neugier und die heilige Freude der Hirten in dieser Stunde auch uns anrühren, und gehen wir so freudig hinüber nach Bethlehem – zum Herrn, der auch heute neu zu uns kommt."

(Benedikt XVI. in der Christmette)

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