Montag, 25. Juli 2011

Vertrauen in der Krise

Heute morgen auf LIBORI: wie immer am Montag um 9 Uhr das traditionelle Pontifikalamt mit dem Bischof von Le Mans, Yves Le Saux.
In seiner Predigt (französisch mit ausgelegten deutschen Manuskripten) griff der Bischof zu markigen Worten, die den Kern der aktuellen Krise in der Kirche treffen. Ein paar Auszüge:
1. Ausgehend vom diesjährigen Motto "Du bist in unserer Mitte, Herr!" (Jer 14,9) über die weihnachtliche Botschaft vom menschgewordenen Wort sagt der Bischof: "Gott ist greifbar geworden. In Jesus können wir ihn sehen. Er ist nicht nur bei uns, er hat sich zu einem von uns gemacht."
2. Der Bischof spricht danach vom zentralen Geheimnis der Kirche, von der Präsenz des Herrn in der Eucharistie und weiter: "Dies bewahrheitet sich in den Sakramenten durch das Amt des Priesters. Wenn der Priester die Messe feiert, dann ist es Jesus, der sie feiert. Wenn der Priester Sünden vergibt, dann vergibt Jesus."
Könnte man das mal all jenen "Ich"-Priestern einbläuen, die immer eine One-Man-Show zu veranstalten versuchen?
3. "Ich lade Sie dazu ein, seiner Gegenwart zu vertrauen. Der Gründer der Kongregation der Spiritaner in Frankreich, Pater Libermann, sagte, dass es der Mangel an Vertrauen sei, der die Christen am meisten lähme. und sie daran hindere, voran zu gehen. Die Christen beklagen sich oft über ihren Mangel an Großzügigkeit oder über ihren Mangel an Willen, doch dabei fehlt es ihnen vor allem an Vertrauen [...], denn sie stützen sich vor allem auf sich selbst und zu wenig auf Gott." Wie recht er hat...
4. "In Wirklichkeit lautet die wahre Frage: Wem vertraue ich mein Leben an? Häufig - auch in der Kirche - bauen wir nur auf unsere eigene Weisheit. Wir setzen unser Vertrauen auf Organisation und Intelligenz. Und gerade darum funktioniert es nicht. Vertrauen wir also unser Leben und unsere Zukunft dem an, der als einziger weder sich noch uns täuschen kann. Wenn der Herr nicht das Haus baut, dann arbeiten diejenigen, die daran bauen, umsonst." Da muss ich an so viele Liturgien denken, von der Gottesbezug schwer zu finden ist...
5. "Jesus ist sogar dazu fähig, sich manches Mal verwirrender Prüfungen zu bedienen, selbst derer, welche die Frucht unserer Sünde sind, um uns und die Kirche zu einer größeren Heiligkeit zu führen. Manchmal führt er uns dorthin, wo wir eigentlich nicht gehen wollten. Erinnern Sie sich daran: Die Apostelgeschichte unterstreicht, dass dei ersten Verfolgungen und der Tod des Stephanus Anlass dafür sind, dass die Christen sich verstreuen und nach Samarien gehen, um dort zu evangelisieren, obwohl sie das gar nicht geplant hatten." Das wäre doch mal ein Einsatz für den Dialogprozess...

Wie recht Bischof Le Saux mit seinen Worten nur hat. Eine beachtenswerte Predigt in schweren kirchlichen Zeiten, die wunderbar auf den aktuell ausgerufenen Dialogprozess passt.

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